Einleitung
Im Jahr 2023 haben die Einbruchszahlen in der Schweiz erstmals seit Jahren wieder spürbar zugenommen. Laut der polizeilichen Kriminalstatistik wurde ein landesweiter Anstieg um rund 11 % im Bereich der Einbruch- und Einschleichdiebstähle registriert. Die Entwicklung verläuft jedoch regional sehr unterschiedlich: Während einige Kantone stark betroffen sind, konnten andere ihre Einbruchsraten deutlich senken. Dieser Beitrag beleuchtet kantonale Unterschiede, untersucht Ursachen und Risikofaktoren und gibt konkrete Empfehlungen zur Prävention.
1. Schweizweiter Überblick: Rückkehr eines alten Problems
Nach einem Jahrzehnt sinkender Einbruchszahlen erlebte die Schweiz 2023 eine deutliche Trendwende. Die Zunahme betrifft nicht nur städtische, sondern auch ländliche Regionen – wenn auch in unterschiedlichem Ausmass. Insgesamt wurden über 45'000 Einbruch- und Einschleichdelikte verzeichnet. Auffällig ist, dass Täter zunehmend in kürzeren Intervallen zuschlagen und professioneller vorgehen, was auf organisierte Gruppen hindeutet.
2. Kantonale Entwicklungen im Detail
2.1 Kantone mit massivem Anstieg
Einige Kantone sind besonders stark betroffen:
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Nidwalden: +93,8 %
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Glarus: +56,3 %
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Solothurn: +29,5 %
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Luzern: +24,3 %
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Freiburg: +23,8 %
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Schaffhausen: +23,4 %
Luzern ragt hervor: Mit über 1'500 Einbrüchen wurde ein historischer Höchststand erreicht. Die Behörden sprechen von organisierten Banden und fordern verstärkte internationale Polizeikooperation.
2.2 Kantone mit Rückgang
Andere Kantone verzeichnen entgegen dem Trend Rückgänge:
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Graubünden: –29,8 %
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Zug: –29,6 %
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Appenzell Ausserrhoden: –28,0 %
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Wallis: –15,4 %
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Tessin: –15,1 %
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Neuenburg: –1,6 %
Diese Kantone setzen erfolgreich auf Prävention, moderne Überwachungssysteme und erhöhte Polizeipräsenz.
3. Ursachen für die regionalen Unterschiede
3.1 Geografie und Demografie
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Grenznahe Kantone und urbane Regionen sind besonders anfällig für Einbruchstourismus.
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In dünn besiedelten Gebieten wie Graubünden steigt für Täter das Entdeckungsrisiko.
3.2 Polizeistrategien und Prävention
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Präventionskampagnen mit mobilen Beratungsstellen und Polizeipatrouillen zeigen Wirkung.
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Zug und Graubünden setzen auf vernetzte Systeme zur Bewegungserkennung auf Privatgrund.
3.3 Saisonale Schwankungen
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Einbrüche häufen sich im Spätherbst und Winter zwischen 16 und 20 Uhr.
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In Tourismusregionen steigt das Risiko in Ferienzeiten.
4. Täterprofile und Vorgehensweise
4.1 Herkunft der Täter
Viele Tätergruppen stammen laut Polizei aus Südosteuropa, Südamerika oder Nordafrika und agieren sehr mobil.
4.2 Vorgehen
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Hebelwerkzeuge reichen oft aus, um schlecht gesicherte Fenster und Türen aufzubrechen.
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In Städten nutzen Täter häufig ungesicherte Balkone.
5. Präventionsmassnahmen und Empfehlungen
5.1 Für Private
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Türen und Fenster mit geprüften Schliesssystemen sichern.
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Anwesenheit simulieren (z. B. Licht- und TV-Simulatoren).
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Nachbarschaftsnetzwerke stärken.
5.2 Für Gemeinden
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Sicherheitsinseln in Quartieren schaffen.
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Informationskampagnen und Beratungstage anbieten.
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Subventionen für technische Schutzmassnahmen bereitstellen.
5.3 Für Unternehmen
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Zutrittskontrollen und Videoüberwachung einrichten.
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Mitarbeitende für verdächtige Beobachtungen sensibilisieren.
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Zusammenarbeit mit Sicherheitsfirmen fördern.
6. Polizeiliche Initiativen
6.1 Nationale Kampagnen
Die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) setzt mit Kampagnen wie „Zuhause sicher“ oder „Gemeinsam gegen Einbruch“ auf Aufklärung.
Apps wie Alertswiss informieren über Risiken und warnen in Echtzeit.
6.2 Internationale Zusammenarbeit
Die Polizei arbeitet enger mit Europol und Interpol zusammen und verstärkt Grenzkontrollen an Hotspots wie Chiasso oder Basel.
7. Fallbeispiele
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Luzern, März 2023: Eine Bande aus Osteuropa wurde nach über 30 Einbrüchen gefasst. Sie nutzte Mietwagen mit gefälschten Kennzeichen und spähte Opfer über Social Media aus.
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Glarus, Frühling 2023: Nach einem starken Anstieg stoppte eine Taskforce „Sicherheit im Quartier“ die Serie durch gezielte Patrouillen und Präventionsarbeit.
8. Medienberichte und öffentliche Wahrnehmung
Einbrüche sind medial präsent und belasten Betroffene emotional stark. Besonders ältere Menschen berichten von Angst und Schlafproblemen nach Einbrüchen.
9. Ausblick auf 2024
Die Behörden rechnen mit anhaltend hoher Kriminalität, bedingt durch internationale Faktoren wie Wirtschaftslage und Migration. Gleichzeitig versprechen Smart-Home-Technologien und KI-gestützte Prävention langfristige Entspannung.
Fazit
Die Einbruchszahlen 2023 zeigen, wie wichtig Prävention und Wachsamkeit sind. Regionale Unterschiede machen deutlich: Sicherheit erfordert Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung, Polizei, Politik und Technologie. Kantone mit erfolgreichen Konzepten können als Vorbilder dienen, um auch künftig ein sicheres Zuhause zu schaffen.