
Einleitung
Im Jahr 2024 haben die Einbruchszahlen in der Schweiz erneut spürbar zugenommen. Laut der aktuellen polizeilichen Kriminalstatistik wurde ein landesweiter Anstieg um rund 11 % im Bereich der Einbruch- und Einschleichdiebstähle verzeichnet. Doch die Entwicklung verläuft regional sehr unterschiedlich: Während einige Kantone stark betroffen sind, konnten andere ihre Einbruchsraten signifikant senken. Dieser Beitrag untersucht die kantonalen Unterschiede, beleuchtet Ursachen und Risikofaktoren und gibt konkrete Empfehlungen zur Prävention.
1. Schweizweiter Überblick: Rückkehr eines alten Problems
Nach einem Jahrzehnt sinkender Einbruchszahlen erlebt die Schweiz 2024 eine Trendwende. Die Zunahme betrifft nicht nur urbane, sondern auch ländliche Regionen – wenn auch in unterschiedlichem Ausmass. Insgesamt wurden über 45'000 Einbruch- und Einschleichdelikte registriert. Besonders auffällig ist die Verschiebung hin zu kürzeren Tatintervallen und gezielteren Vorgehensweisen, die professionelle Tätergruppen vermuten lassen.
2. Kantonale Entwicklungen im Detail
2.1 Kantone mit massivem Anstieg
Einige Kantone verzeichnen drastische Steigerungsraten:
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Nidwalden: +93,8 %
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Glarus: +56,3 %
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Solothurn: +29,5 %
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Luzern: +24,3 %
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Freiburg: +23,8 %
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Schaffhausen: +23,4 %
Luzern ragt besonders hervor, da die Zahl der Einbruchsdiebstähle mit über 1'500 Fällen auf ein historisch hohes Niveau gestiegen ist. Die Behörden sprechen hier offen von organisierten Banden und fordern verstärkte Kooperation mit internationalen Polizeibehörden.
2.2 Kantone mit Rückgang
Bemerkenswert ist auch, dass einige Kantone entgegen dem Trend deutliche Rückgänge vermelden:
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Graubünden: –29,8 %
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Zug: –29,6 %
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Appenzell Ausserrhoden: –28,0 %
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Wallis: –15,4 %
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Tessin: –15,1 %
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Neuenburg: –1,6 %
Diese Kantone setzen teilweise auf konsequente Prävention, smarte Überwachungssysteme und intensive Polizeipräsenz in gefährdeten Zonen.
3. Ursachen für die regionalen Unterschiede
3.1 Geografie und Demografie
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Kantone mit städtischem Charakter oder grenznaher Lage sind anfälliger für Einbruchstourismus.
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In dünn besiedelten Gebieten wie Graubünden sind Täter einem höheren Entdeckungsrisiko ausgesetzt.
3.2 Polizeistrategien und Prävention
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Einige Kantone investieren stark in Aufklärungskampagnen, z. B. mit mobilen Beratungsstellen oder Polizeipatrouillen.
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In Zug und Graubünden werden vernetzte Systeme zur Früherkennung von Bewegungen auf Privatgrund eingesetzt.
3.3 Saisonale Schwankungen
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Die Einbruchhäufigkeit steigt insbesondere im Spätherbst und Winter während der Dämmerung zwischen 16 und 20 Uhr.
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In Ferienzeiten nehmen Einbrüche in Tourismusregionen leicht zu.
4. Täterprofile und Vorgehensweise
4.1 Herkunft der Täter
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Gemäss Polizeiangaben handelt es sich bei einem grossen Teil der Täter um sogenannte "Kriminaltouristen" aus Südosteuropa, Südamerika und Nordafrika.
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Häufig treten die Täter in kleinen Gruppen auf und operieren sehr mobil.
4.2 Vorgehen
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Einfache Hebelwerkzeuge reichen oft aus, um schlecht gesicherte Fenster und Türen aufzubrechen.
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In urbanen Gebieten verschaffen sich Täter oft über ungesicherte Balkone Zugang.
5. Präventionsmassnahmen und Empfehlungen
5.1 Für Private
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Türen und Fenster sichern: Pilzkopfzapfen und Schliesssysteme nach VdS-Norm.
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Anwesenheit simulieren: Zeitgesteuerte Beleuchtung, TV-Simulatoren.
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Nachbarschaftsnetzwerke stärken: Frühwarnsystem durch soziale Kontrolle.
5.2 Für Gemeinden
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Einführung sogenannter „Sicherheitsinseln“ in Quartieren.
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Öffentliche Präventionsarbeit: Infotage, Flyerkampagnen.
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Förderung technischer Schutzmassnahmen durch Subventionen.
5.3 Für Unternehmen
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Zutrittskontrollen und Videoüberwachungssysteme.
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Schulungen für Mitarbeitende bei verdächtigen Beobachtungen.
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Zusammenarbeit mit Sicherheitsfirmen.
6. Polizeiliche Initiativen
6.1 Nationale Kampagnen
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Die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) betreibt jährlich Kampagnen wie „Zuhause sicher“ oder „Gemeinsam gegen Einbruch“.
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App-basierte Warnsysteme wie „Alertswiss“ unterstützen die Bevölkerung bei der Risikoeinschätzung.
6.2 Internationale Zusammenarbeit
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Vermehrt greifen Kantone auf den Austausch mit Europol und Interpol zurück, um Tätergruppen zu identifizieren.
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Grenzkontrollen werden in Spitzenzeiten verstärkt, vor allem an neuralgischen Punkten wie Chiasso, Basel und St. Margrethen.
7. Fallbeispiele aus der Praxis
7.1 Luzern: Tatserie im März 2024
Eine Bande aus Osteuropa wurde im Kanton Luzern nach über 30 Einbrüchen innerhalb eines Monats gefasst. Auffällig: Sie nutzten Mietautos mit gestohlenen Kennzeichen und planten ihre Taten anhand von Social-Media-Aktivitäten der Opfer.
7.2 Glarus: Prävention wirkt
Nach einem massiven Anstieg wurde im April eine Taskforce „Sicherheit im Quartier“ eingerichtet. Innerhalb weniger Wochen konnten gezielte Patrouillen und präventive Aufklärungen den Trend umkehren.
8. Medienberichte und öffentliche Wahrnehmung
Einbrüche bleiben ein medial dominantes Thema. Viele Menschen fühlen sich nach Einbrüchen nicht nur materiell, sondern auch emotional stark belastet. Besonders ältere Menschen berichten von anhaltender Angst und Schlafproblemen.
9. Ausblick auf 2025
Die Behörden rechnen mit einem anhaltend hohen Einbruchsniveau, da internationale Entwicklungen (z. B. Migration, Wirtschaftskrise) auch Auswirkungen auf die Kriminalität haben. Gleichzeitig wird in den Bereichen Smart Home, künstliche Intelligenz und Präventionstechnologie investiert, was langfristig für Entspannung sorgen könnte.
Fazit
Die Einbruchstatistik 2024 zeigt deutlich: Sicherheit ist eine gemeinschaftliche Aufgabe. Regionale Unterschiede machen klar, dass präventive Massnahmen und aufmerksame Nachbarn entscheidend sind. Kantone mit hohen Zahlen müssen reagieren – und solche mit rückläufigen Raten können als Vorbilder dienen. Nur ein Zusammenspiel aus Bevölkerung, Polizei, Politik und Technologie wird langfristig für ein sicheres Zuhause sorgen.